Lea Schröder | 12. Juli 2021
Seit 3 Monaten beschäftige ich mich mit den Themen Lernen und Veränderung in den verschiedensten Kontexten und erst letzte Woche ist mir zum ersten Mal der Begriff des Verlernens begegnet. Dabei ist gerade das Verlernen ein bedeutendes Element, wenn es darum geht Veränderung zu schaffen und neue Praktiken in ein Unternehmen einzuführen. Die meisten Unternehmen scheitern oftmals nicht an den Praktiken, weil sie zu schwer umzusetzen sind und oft sind die Menschen auch grundsätzlich bereit sich zu verändern. Veränderungen scheitern meistens daran, dass wir uns so unglaublich schwer damit tun Dinge und Praktiken, die wir bereits gelernt haben, wieder zu verlernen und uns somit an die neuen Praktiken anzupassen.
Der Grund, warum Verlernen so schwer für uns ist, ist das wir alte Gewohnheiten nicht einfach vergessen können. So muss der ursprüngliche Automatismus aktiv gehemmt werden, bevor wir die neue Assoziation bilden können. Dieser Vorgang benötigt viel mehr Energie, als das Erlernen von neunen Dingen (hierbei werden Assoziationen nur miteinander verknüpft). So muss stetig drangeblieben werden, um altes wieder zu verlernen und oftmals übernimmt gerade in stressigen Situationen der alte Automatismus wieder das Ruder.
Da das Verlernen ein aktiver Prozess ist, müssen wir uns zuerst die alten Denkmuster bewusst machen und akzeptieren, dass unser derzeitiges Wissen möglicherweise nicht ausreicht, um unser Potenzial voll ausschöpfen zu können. Wir müssen also anfangen uns selbst zu hinterfragen. Unsere alten Denkmuster zu verlassen ist aber oftmals nicht so einfach, da diese unseren Status, Autorität und unser Selbstverständnis ausmachen. Als nächstes braucht es ein neues Denkmuster, was der aktuellen Situation und den Zielen besser entspricht. Oft wird dieses Denkmuster anfangs aus Sicht des Alten betrachtet, wodurch die Vorteile nicht voll ausgeschöpft werden. Zum Schluss muss das neue Denkmuster zur Gewohnheit werden. Hierbei besteht oft die Gefahr in alte Gewohnheiten zurückzufallen, weswegen es hilft sich einen Anker zu schaffen, der einen aufmerksam macht, sobald man wieder in alte Gewohnheiten verfällt. Dieser ganze Prozess benötigt viel Energie, Zeit und Ausdauer. Doch je häufiger der Prozess durchlaufen wird, desto leichter wird dieser. Man kann also auch das Verlernen erlernen.