Lea Schröder | 28. Mai 2021

Jeder kennt Sätze wie „Das Leben ist kein Wunschkonzert“, „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ oder „Menschen sind von Natur aus faul“. Es handelt sich hierbei um Glaubenssätze und jeder Einzelne von uns hat sein eigenes Set davon. Glaubenssätze spiegeln unsere inneren Überzeugungen und Einstellungen wider und bestimmen unser Verhalten. Dabei lassen sich Glaubenssätze auch in Organisationen wiederfinden, hierbei beziehen sie sich auf das soziale Miteinander.

In der Systemtheorie werden sie oft als unentscheidbare Entscheidungsprämissen bezeichnet. Es sind also ungeschriebene Gesetze, die das Denken und Handeln der Mitarbeiter bestimmen. Glaubenssätze sind Teile der Organisationskultur und geben somit Stabilität. Sie dienen als eine Art Verhaltenskompass und bieten somit Orientierung in einem sozialen System.

Welche Auswirkungen kann es haben, wenn in einer Organisation beispielsweise der Glaubenssatz „Menschen sind von Natur aus faul“ verankert ist?

In einer Organisation mit einem solchen Glaubenssatz ist es sehr wahrscheinlich, dass agile Methoden zum Scheitern verurteilt sind. Agile Methoden setzten voraus, dass den Mitarbeitern Vertrauen entgegengebracht wird, und basieren auf dem Menschenbild, dass Menschen intrinsisch motiviert und leistungsbereit sind. Nur dann sind Autonomie, Selbstorganisation und selbstbestimmtes Handeln überhaupt möglich. Wird in einer Organisation mit dem obenstehenden Glaubenssatz versucht eine agile Methode zu implementieren, werden höchstwahrscheinlich immer wieder Kontrollinstanzen eingeführt, um die Arbeit der Mitarbeiter zu überprüfen. Auch kann es sein, dass das intrinsische Motivationssystem, welches agile Methoden ausmacht, automatisch durch ein extrinsisches System (Belohnungen) überlagert wird, um die durch die Kontrolle verlorene (intrinsische) Motivation aufrechtzuerhalten. Demnach werden selbst intrinsisch motivierte Menschen dahingehend erzogen auf ein extrinsisches System zu achten und sich dementsprechend zu verhalten. Deswegen bleiben die durch die Methode erwünschten positiven Effekte wie schnelle Entscheidungsfindung, Innovation und höhere Produktivität oftmals aus.

Konkret bedeutet das, wenn die Implementierung von neuen Methoden nicht funktioniert bzw. bevor neue Methoden implementiert werden, sollte man im Unternehmen anfangen sich die vorherrschenden Glaubenssätze anzuschauen und bewusst zu machen. Es reicht oftmals nicht aus den Satz aufzudecken und zu verändern in bspw. „Menschen sind von Natur aus leistungsbereit“. Glaubenssätze wurden über Jahre hinweg durch Strukturen und Prozesse geprägt und verfestigt. Daher müssen die zugrundeliegenden Prozesse und Systeme, die zu den Glaubenssätzen geführt haben, aufgedeckt und geändert werden. Des Weiteren benötigt es eine gute Kommunikation der neuen Glaubenssätze durch das gesamte Unternehmen und role models, die diese vorleben, damit sich die neuen Glaubenssätze im gesamten Unternehmen manifestieren können. Kultur und Methoden benötigen dementsprechend einen gemeinsamen Nenner, damit sie zum Erfolg des Unternehmens beitragen können.