Lea Schröder | 19. Mai 2022
Damit ein Haus vernünftig gebaut werden kann, braucht es einen Architekten, der einen Plan erstellt. Damit ein Change Prozess gelingt, braucht es ebenfalls einen solchen Plan. Es braucht die sogenannte Change Architektur, also ein genaues Konzept für den Veränderungsprozess.
Jeder Change Prozess ist anders und die Change Architektur unterliegt einem stetigen Wandel und muss immer wieder an die Veränderungen angepasst werden. Deshalb braucht die Change Architektur eine gewisse Flexibilität. Gleichzeitig sorgt diese aber auch für eine klare Struktur und schafft somit Stabilität in der Veränderung. Die Architektur muss dabei einer inneren Logik folgen, sodass deutlich wird, wie das Vorgehen zum Ziel führt. Oft sind Veränderungsprozesse viel zu komplex, als dass man sich nur Durchhangeln kann.
Wichtig in der Change Architektur ist, dass alle für Veränderungsprozesse relevanten Parameter herangezogen und zu einem großen Ganzen geformt werden. So gehört zum Aufbau jeder Change Architektur eine gründliche Bestandsaufnahme. In dieser sollte unter anderem geklärt werden, wie umfangreich die Veränderung ist, wer und wie viele beteiligt sind, ob es Vorerfahrung gibt, welche Kultur vorherrscht, wie viele andere Veränderungen es im Moment gibt und wie kommuniziert wird. Die Beantwortung dieser Fragen bilden das Fundament.
Weitere wichtige Punkte, die bei der Change Architektur eine Rolle spielen, sind die Emotionen. Im Vorfeld sollte analysiert werden, welche Emotionen im Zusammenhang mit dem Change Projekt erwartet werden und wie auf diese adäquat reagiert werden kann. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Emotionen Angst und Reaktanz gelegt werden, da diese oftmals Veränderungswiderstände mit sich bringen. Somit gilt es gerade diese Emotionen früh zu erkennen, um rechtzeitig und entsprechend darauf reagieren zu können. Wichtig bei der Emotion Angst ist, dass der Sense of Urgency anders vermittelt wird, damit dieser nicht noch mehr Angst zur Folge hat. Somit muss die Change Architektur abhängig von dem Inhalt der Veränderung unterschiedlich aufgebaut werden.
Die Art der Veränderung hat einen maßgeblichen Einfluss auf den Veränderungsprozess, auf die ausgelösten Emotionen und darauf, wie die Change Architektur aufgebaut werden sollte. Oftmals macht es einen großen Unterschied in der Reaktion der Betroffenen, ob es sich um eine Struktur- oder Kulturveränderung handelt. Gerade bei Kulturveränderungen ist das Change-Management häufig nicht nur begleitend, sondern federführend und somit hat eine fehlende Veränderungsarchitektur hierbei besonders gravierende Folgen.
Besonders nützlich für jede Change Architektur ist die Betrachtung jeglicher Punkte des Projektes aus der Sicht der Betroffenen. Dies nimmt viele unerwartete Überraschungen vorweg. Dabei macht es unter Umständen Sinn, dass die Perspektiven der Betroffenen getrennt betrachtet werden. Auch sollte in der Veränderungsarchitektur schon darauf geachtet werden, dass Fehlinterpretationen vermieden werden. Die Vorgeschichte, die Mitarbeitende und Führungskräfte mit einem Veränderungsprozess haben, sollte ebenfalls Berücksichtigung finden. Zu guter Letzt ist es unabdingbar wichtige Akteure von Anfang an mit in das Projekt mit einzubeziehen und auch das in der Change Architektur festzuhalten.
Beachtet man diese Punkte in der Veränderung, so lassen sich daraus geeignete Interventionen ableiten und der Veränderungsprozess lässt sich führen, wodurch das Ziel der Veränderung besser verfolgt werden kann. Somit ist eine Veränderungsarchitektur essenziell für den Erfolg jeder Veränderung.