Ute Döring | 23. März 2022
Die Homeoffice-Pflicht fällt und die Reaktionen sind gespalten. Viele freuen sich auf den Smalltalk im Büroflur, inspirierende Präsenzveranstaltungen und das gemeinsame Mittagessen in der Kantine. Die Fahrt ins Büro schreckt manche ab. Viele haben den kurzen Weg zwischen Loungesessel und Laptop und die kuschelige Privatsphäre bei der Videokonferenz tatsächlich schätzen gelernt. Wollen wir das jetzt wieder ändern? „Klar, bitte sofort!“ rufen die einen, „auf keinen Fall“ warnen die anderen. Alle, die sich auf einen individuellen Mix aus Präsenz und Homeoffice freuen, liegen – wie so oft – auch aus wissenschaftlichen Gründen goldrichtig: Welches MOTIV überzeugt Dich am meisten?
Motivation
Mal wieder raus aus der Komfortzone und rein ins Büro, könnte erfreuliche Überraschungen bergen: Vielleicht sind die Kolleg*innen und Mitarbeitenden ganz anders, als Du sie in den vergangenen Monaten über den Bildschirm erlebt hast. Wahrscheinlich hat sich Dein gewohnter Arbeitsweg irgendwie verändert - vielleicht entdeckst Du ein neues Café oder Du wechselst kurzerhand das Verkehrsmittel: Breitere Radwege locken tatsächlich vielerorts zur sportlichen und staufreien Fahrt ins Büro. Nutze die Motivation des Neustarts im Office, um Deinen Büroschreibtisch zu entstauben und neue Routinen zu testen!
Oxytocin
Junge Mütter und Langzeitpaare wissen vielleicht, wie wichtig das Bindungshormon Oxytocin für die gesunde Entwicklung von Neugeborenen und für tragfähige Liebesbeziehungen ist. Die Erkenntnis, dass dieses Hormon auch im Arbeitsleben eine Rolle spielt, ist für die meisten neu: Wissenschaftliche Studien beweisen, dass Oxytocin überall dort im Spiel ist, wo Menschen sich zusammen wohlfühlen. Unser Oxytocinspiegel steigt, wenn Menschen, die wir mögen, im Raum sind. Oxytocin lässt unsere Empathie, das gegenseitige Vertrauen und die Kooperationsbereitschaft wie von selbst wachsen und reduziert nachweislich Stress und Angstgefühle. Oxytocin entsteht interessanterweise nur in Präsenz. Wenn Du Kolleg*innen und Mitarbeitende immer nur am Bildschirm triffst, fühlt sich das also auch deshalb anders an, weil ein für Beziehungen so wesentliches Hormon fehlt, oder nur in geringen Mengen erzeugt werden kann. Das regelmäßige Präsenz-Meeting mit Mitarbeitenden wirkt also als identifikationsstiftender Oxytocin-Turbo für die Unternehmenskultur und tut jedem Einzelnen gut.
Tempo
Manches geht definitiv schneller, wenn man sich trifft. Schnell mal bei den Kolleg*innen nachfragen, statt eine Mail zu schreiben oder gar eine Telefonkonferenz zu terminieren, schafft Zeit für Wesentliches. Beim Zuhören erhältst du vielleicht nebenbei genau die Info, die Du brauchst, um produktiv weiterzuarbeiten. Direktes Feedback oder ein informelles Gespräch in der Teeküche machen akribisch terminierte Online-Meetings überflüssig und schaffen Freiräume. Ungeplante Interaktionen, wie sie nur in Präsenz stattfinden, bringen Tempo und beschleunigen Entscheidungen. Wer Office-Tage für Ungeplantes nutzt, steigert die eigene Effizienz und treibt Entscheidungsprozesse proaktiv voran.
Innovation
Hättest Du vermutet, dass die Innovationskraft in vielen Unternehmen während der Homeoffice-Phase gesunken ist? Innovation ist das Ergebnis von Kreativität und Kreativität funktioniert bei den meisten Menschen in Gesellschaft besser. Das gemeinsame Brainstorming lässt die Ideen sprudeln. Wahrscheinlich habt ihr versucht, Kreativitätstechniken virtuell zu nutzen und instinktiv gespürt, was fehlt: Der direkte Blickkontakt, die Körpersprache und die positive Energie, die beim Workshop im Raum entsteht, sind Dünger für gute Ideen. Wir inspirieren uns in Präsenz definitiv stärker, weil wir immer mittendrin sind und nicht kurz mal eine Pause nutzen können, um die Spülmaschine auszuräumen, bei den Hausaufgaben zu unterstützen oder eine Mail zu beantworten. Für Kreativität und Innovation müssen wir uns zwischendrin in Präsenz treffen, selbst wenn wir dabei innovative Ideen fürs Homeoffice generieren. Starte also die Präsenzphase gezielt als Innovations-Booster für Dein Unternehmen!
Vertrauen und Veränderung
Hast Du Mitarbeitende oder Kolleg*innen, die Du bisher nie live gesehen hast? Vielleicht war sogar das Vorstellungsgespräch online? Ist es Dir gelungen, gute Kommunikation und eine vertrauensvolle Arbeitsbeziehung zu schaffen, oder häufen sich Missverständnisse und Du spürst eine latente Unzufriedenheit? Du hast vorhin viel über die wundersame Wirkung von Oxytocin erfahren und ahnst inzwischen, dass das vertrauensstärkende Hormon bei der Zusammenarbeit bisher gefehlt hat. Die Kommunikation über den Bildschirm ist zwar besser als ein Telefonat, aber erst physische Nähe und kleine Berührungen aktivieren den orbitofrontalen Cortex im Gehirn und die neurobiologischen Prozesse im Körper, die uns mitfühlender, vertrauensvoller, großzügiger und kooperativer machen.
Händeschütteln und Küsschen haben wir coronabedingt längst durch weniger virenbelastete Grußformen ersetzt, aber auch High Five, Fist Bump und Ellenbogen-Touch setzen im Körper Prozesse in Gang, die Beziehungen stärken und uns angstfrei und glücklich machen. Es muss nicht unbedingt das anerkennende Schulterklopfen sein: Aktiver Blickkontakt, achtsames Zuhören und gemeinsames Lachen fördern Vertrauen und machen offen und zugänglich für Verbesserungsvorschläge und eventuell anstehende Veränderungen. Wenn Du Transformationsprozesse im Unternehmen vorantreiben willst, sind Präsenz-Meetings unverzichtbar. Damit schaffst Du Vertrauen, vermeidest Missverständnisse und integrierst auch introvertierte Mitarbeitende. Transformation und Vertrauen gehören eng zusammen und gelingen in Präsenz eindeutig besser.
Ist also Präsenz besser als Homeoffice?
„One size fits all“ funktioniert bei dieser Frage nicht. Jedes Unternehmen, jeder Bereich und jede Abteilung ist anders. Auch Menschen ticken nach 2 Jahren Ausnahmezustand weiterhin unterschiedlich: Es gibt die besonders Kooperativen, die trotz Homeoffice ihre sozialen Kontakte hervorragend gepflegt haben. Da sind die Introvertierten, die das konzentrierte und strukturierte Arbeiten im Homeoffice am liebsten zu 100 % beibehalten würden. Vergessen werden häufig die Mitarbeitenden, die im stillen Kämmerchen tatsächlich gelitten haben. Ihnen hat die Interaktion mit der Gruppe und die physische Nähe zu Kolleg*innen besonders gefehlt und sie hatten vielleicht sogar einen Leistungseinbruch. Wer sich stark mit seiner Gruppe und dem Unternehmen identifiziert, zieht besonders viel Energie aus der Motivation und Wertschätzung durch Vorgesetzte, Mitarbeitende und Kolleg*innen.
Welches ist Dein wichtigstes MOTIV für mehr Präsenz im Büro?
Während die Rückkehr ins Büro von Letztgenannten förmlich herbeigesehnt wird und Kommunikative sich aufs damit verbundene Networking freuen, gibt es eine große Anzahl von Mitarbeitenden, die sich mit dem Status Quo gut arrangiert haben und keine große Lust auf die wieder mal anstehende Veränderung haben. Gehörst Du selbst oder einige Deiner Mitarbeitenden dazu? Das Ende der Homeoffice-Pflicht bedeutet nicht automatisch 5 Bürotage pro Woche, sondern je nach Teamstruktur und Aufgabenbereich vielleicht zwei, drei oder vier? Sind
gerade genau eure Themen? Nutze den Zauber des Neuanfangs und starte mit Deinem Team in Präsenz mit neuem Elan in den Frühling!
Du wünschst Dir Unterstützung dabei?
Unser spielerisches Vorgehen zur Teamentwicklung ist ein guter MOTIVations-Booster zum Klären von Erwartungen zur Zusammenarbeit nach der Homeoffice-Pflicht.
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