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Wozu braucht es eigentlich Transparenz?

Walter Straub | 28. April 2021


Die Bedeutung von Transparenz wird uns meist erst schmerzhaft bewusst, wenn sie fehlt. Nehmen wir zwei Beispiele aus dem täglichen Leben:

  • Wir erfahren von Zug- oder Flug-Verspätungen und „hören“ dann lange nichts mehr.
  • Ein vereinbarter Termin (mit Kolleginnen oder Lieferanten oder Handwerkern…) wird nicht eingehalten, ohne, dass wir darüber informiert werden.

In solchen Situationen beginnen wir die fehlenden Informationen mit unseren eigenen Filmen im Kopf (Vermutungen, Interpretationen, Unterstellungen, Behauptungen…) zu füllen. Je nach eigenen Erfahrungen und/oder Muster neigen wir dann zu aufkeimender Empörung oder fühlen uns bestätigt, dass man sich ja eh auf Niemanden verlassen kann.

Wie wohltuend wäre es dann bei einer Verspätung nach kurzer Zeit einen Statusbericht zu erhalten:

„Wir haben technische Probleme, die Hilfe ist unterwegs, wir werden sie in einer halben Stunde über den weiteren Fortgang informieren.“

Oder wie entlastend wirkt es, wenn uns der Handwerker kurz informiert, dass er es nicht pünktlich schafft, er gerade noch… und dann hinzufügt, dass es wohl eine Stunde später werden wird.



Zwar bleibt die enttäuschte Erwartung, aber wir fühlen uns informiert und emotionalisieren uns nicht zusätzlich durch unsere Interpretationen.

Blick durch ein Brillenglas

Bei der Agilen Arbeitsweise ist die „Transparenz“ aus weiteren Gründen eine wichtige (Manifest-) Regel. Sie soll dafür sorgen, dass durchgängig über

  • die Aufgabenverteilung im Team,
  • den Projekt-Status wo und wie stehen wir im Prozess,
  • die entstandenen Fragen/Probleme,
  • Bedürfnisse und Bedarfe und
  • die Erkenntnisse/Zwischenergebnisse

Klarheit besteht. Und so das Risiko beispielsweise einer falschen Entwicklung/Richtung oder auch Prämisse reduziert wird.

 

Dadurch wird in Projekten sicher gestellt, dass alle Betroffenen sich ständig gut informiert fühlen und sie ihre Sichtweisen, Bestätigungen oder Korrekturen laufend im Entwicklungs-Prozess einbringen können.  


Da wir – im Rahmen unserer Ausbildungen - gelernt haben, über (End-) Ergebnisse Bestätigung und Wertschätzung zu erhalten, wollen wir die Themen gerne „zu Ende denken“ und – am liebsten – damit unangreifbar machen. Damit sind aber die, zwischendurch erst erkennbaren, Veränderungen, Korrekturen nicht mehr einbringbar. Gemeinsames Lernen aus den laufenden Erkenntnissen des Entwicklungs-Prozesses wird dadurch nicht möglich.


Bei den kurzen, regelmäßigen Informations-Austausch werden nicht immer inhaltliche Weiterentwicklungen eingebracht werden können, gerade dann ist es für alle Beteiligten hilfreich und entspannend Informationen über den laufenden Prozess und/oder über die aufgetauchten Fragen/Probleme zu bekommen.

Wenn es in Entwicklungs-Prozessen darum ging die verschiedenen Betroffenen über den Stand der Dinge zu informieren, war häufig eine der begrenzenden Aussagen: Wir haben doch gar keine „neuen“ Informationen.

Da diese Aussage für die Betroffenen bereits eine „neue“ Information ist und damit die oben erwähnten Filme im Kopf nicht mehr gestartet werden müssen, geht dadurch als Nutzen verloren. Auch können die Betroffenen eventuell auch weitere Wege zur Bearbeitung anbieten.


Übrigens wird die fehlende Transparenz auch im politischen und gesellschaftlichen Kontext (Neben-Einkünfte der Abgeordneten, Mitwirkungen von Lobbyisten…) immer mehr zum Vertrauens-Thema.

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